In den letzten Monaten häufen sich Fälle, in denen angebliche Handelsplattformen oder Krypto-Projekte kostenlose Token („Airdrops“) anbieten. Über einen Link sollen Nutzer ihre Wallet verbinden, um die Belohnung zu erhalten – doch in Wahrheit autorisieren sie damit den Zugriff auf ihr gesamtes Guthaben. Besonders perfide: Die Betrüger nutzen gefälschte Websites, Social-Media-Profile und sogar nachgeahmte Logos bekannter Börsen.
Wie funktioniert diese Masche?
- Gefälschte Airdrop-Seite: Optisch an echte Plattformen (z. B. Binance, Kraken, Coinbase) angelehnt.
- Lockmittel: Versprechen von kostenlosen Token bei schneller Teilnahme.
- Wallet-Verknüpfung: Nutzer werden aufgefordert, ihr Wallet (MetaMask, Trust Wallet etc.) zu verbinden.
- Schädliche Signatur: Durch die Signatur im Wallet erhält der Betrüger die Berechtigung, sämtliche Token zu übertragen.

Warum ist das besonders gefährlich?
- Blockchain-Transaktionen sind irreversibel – einmal weg, immer weg.
- Betrüger nutzen automatisierte Smart Contracts, die sofort mehrere Tokenarten ausräumen können.
- Opfer bemerken den Diebstahl oft erst nach Sekunden.
Rechtliche Einordnung in Deutschland und der EU
- Betrugstatbestand: § 263 StGB (Betrug) kann hier erfüllt sein, da der Täter durch Täuschung einen Vermögensschaden herbeiführt.
- Computerbetrug: § 263a StGB, wenn technische Manipulationen vorliegen.
- Geldwäsche: Übertragung gestohlener Token kann unter § 261 StGB fallen.
- EU-Perspektive: Unter die Richtlinie (EU) 2019/713 zur Bekämpfung von Betrug und Fälschung im Zusammenhang mit bargeldlosen Zahlungsmitteln fallen auch virtuelle Währungen (EUR-Lex Link).
So erkennen Sie Krypto-Airdrop-Phishing
Anzeichen | Beschreibung |
---|---|
Ungefragte Angebote | Unerwartete Nachricht über Social Media oder E-Mail mit „kostenlosem Airdrop“. |
Dringlichkeit | „Nur heute gültig“ oder „nur die ersten 1.000 Nutzer“. |
Unbekannte Domain | URL weicht leicht vom Original ab (z. B. binance-airdrop.io statt binance.com). |
Direkter Wallet-Connect | Aufforderung, Wallet sofort zu verbinden und Transaktion zu signieren. |
Kein offizieller Hinweis | Auf der echten Börsenseite gibt es keine Ankündigung. |
Wie lässt sich das Geld zurückholen?
Leider sind Rückholchancen bei Blockchain-Transaktionen sehr gering. Dennoch:
- Sofort Wallet trennen und Zugriffsrechte im Wallet-Interface widerrufen (z. B. revoke.cash).
- Anzeige erstatten bei der Polizei bzw. Zentralen Ansprechstellen Cybercrime (ZAC Übersicht BKA).
- Blockchain-Forensik-Dienste wie Chainalysis oder TRM Labs beauftragen, um Transaktionen zu verfolgen.
- Anwalt einschalten, der Erfahrung im Kryptobereich hat – bei Verdacht auf organisierte Banden kann auch Europol eingebunden werden.
FAQ
-
Sind alle Airdrops Betrug?
Nein. Seriöse Projekte kündigen Airdrops öffentlich über ihre offiziellen Kanäle an und fordern niemals private Schlüssel oder umfassende Token-Freigaben.
-
Kann ich den Verlust über meine Bank oder Kreditkarte zurückbuchen?
Nur, wenn der Betrug über den Kauf von Kryptowährungen mit Karte oder Überweisung erfolgte – bei reinen Wallet-Transfers greift kein Chargeback.
-
Ist es strafbar, gefälschte Airdrops zu teilen?
Ja. Wer bewusst betrügerische Links verbreitet, kann sich wegen Beihilfe zum Betrug strafbar machen (§ 27 StGB).