Sie haben Geld in eine Krypto‑Plattform investiert – und das Geld ist verschwunden? Vielleicht reagiert die Seite nicht mehr, verlangt plötzlich Gebühren oder verlangt Steuerzahlungen, bevor Sie Ihr Guthaben abheben können. Diese Gefühle von Frust und Verzweiflung kennen viele: Allein in den letzten Monaten haben Fälle gezeigt, dass Beträge von zehntausend bis hunderttausend Euro verloren gingen.
Doch es gibt Wege zurück. Sie sind nicht machtlos – und Sie sind nicht allein.
Inhaltsübersicht
Schritt 1: Beweise sichern – jetzt und vollständig
Erinnern Sie sich – so schnell wie möglich alles festhalten:
- Screenshots und Ausdrucke der Website, Mails, Chats (auch von Telegram/WhatsApp)
- Transaktionsdaten: Datum, Betrag, Wallet-Adressen, Kontoauszüge
- Briefe/Mails zu angeblichen Auszahlungs‑/Steuer‑Gebühren
Warum das wichtig ist? Diese Unterlagen sind Ihr „Notruf“ für Polizei, Anwalt und später eventuell Gericht.
Schritt 2: Strafanzeige erstatten – auch ohne Aussicht auf Rückzahlung
Melden Sie den Vorfall unverzüglich bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft wegen Betrugs (§ 263 StGB) und/oder Geldwäscheverdacht (§ 261 StGB).
Warum das sinnvoll ist:
- Polizeiliches Ermittlungsverfahren ermöglicht Vermögensbeschlagnahmung oder -sicherung (§ 111b StPO) – bevor die Täter ihr Geld weiter verschieben
- Anzeige stärkt Ihre Position bei zivilrechtlichen Ansprüchen (Adhäsionsverfahren)
- Nur wer anzeigt, bekommt später einen rechtskräftigen Titel, um Gegenansprüche durchzusetzen
Schritt 3: Welche rechtlichen Ansprüche gibt es?
A. Zivilrechtliche Anspruchsgrundlagen
- Betrug (§ 263 StGB i.V.m. § 823 Abs. 2 BGB) – wenn Sie bewusst mit falschen Versprechen zur Zahlung bewegt wurden
- Herausgabeanspruch (§ 812 BGB) – bei Zahlung ohne gültigen Grund
- Anfechtung wegen arglistiger Täuschung (§ 123 BGB) – wenn falsche Tatsachen vorgegaukelt wurden
- Schadensersatz wegen sittenwidriger Schädigung (§ 826 BGB) – speziell bei bewusster Täuschung
B. Bank- oder Zahlungsdienstleister haftbar machen
- Wenn Sie Euro eingezahlt haben und die Bank auffällige Zahlungen duldete (z. B. große Summen an unbekannte Wallets), könnte eine Warnpflichtverletzung vorliegen – BGH verlangt eine Bankprüfung bei ungewöhnlichen Transaktionen
- Banken unterliegen dem Geldwäschegesetz (GwG): Fehlen Prüfungen, kann Schadensersatz fällig sein
C. Blockchain-Analyse zur Spurensicherung
- Forensische Analyse: Chainalysis, TRM Labs etc. verfolgen den Weg Ihrer Coins
- So lassen sich Ziel-Wallets identifizieren – Voraussetzung für einstweilige Verfügungen und Auskunftsbegehren an Börsen
Schritt 4: Sofortmaßnahmen für Anspruchsaufbau
Maßnahme | Warum wichtig |
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Anzeige einreichen & Aktenzeichen sichern | Grundvoraussetzung für Straf- & Zivilverfahren |
Forensische Analyse beauftragen | Nachweisbare Spur hilft Anteilseinigung |
Zahlungsdienstleister informieren | Bankwarnpflicht prüfen lassen |
No‑Recovery Fallen meiden | Rückholversuche kosten oft selbst Geld |
Beispiel aus der Praxis
Eine 42‑jährige Frau verlor über 100.000 € durch eine Fake‑Krypto‑Plattform, die sie telefonisch zur Einzahlung drängte, ebenfalls forderte, sie solle „Sicherungszahlungen“ leisten. Als sie skeptisch wurde, half die Polizei, und es läuft eine Anzeige wegen Anlagebetrug.
Dieses Beispiel zeigt:
- Betrugsmaschen sind oft psychologisch gut aufbereitet
- Anzeige ist entscheidend – sonst setzt sich das System fort
Schritt 5: Professionelle rechtliche Unterstützung
Alle Schritte können Sie theoretisch allein gehen – in der Praxis profitieren Sie stark von einem spezialisierten Anwalt:
- Strukturierte Prüfung Ihres Falls & passende Anspruchsstrategie
- Kontakt mit Ermittlern und Banken
- Zivilklage, Adhäsionsverfahren oder einstweilige Verfügung
- Schadensersatz oder Herausgabe zivilrechtlich durchsetzen
Viele Kanzleien arbeiten mit forensischen Analysten zusammen – oft mit Erfolg auch bei Plattformen ohne EU‑Sitz.
Sie haben mehr Chancen, als Sie denken
Auch wenn Krypto‑Betrug zunächst auswegslos wirkt – mit den richtigen Schritten können Sie Ihre Chancen deutlich verbessern:
- Beweise sichern
- Anzeige stellen
- Anbieter & Bank prüfen lassen
- Blockchain‑Spur verfolgen
- Zivilrechtliche Ansprüche aktiv durchsetzen
Häufige Fragen (FAQ) bei Krypto-Plattform-Betrug
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Ich habe Bitcoin überwiesen – ist mein Geld für immer verloren?
Nicht unbedingt. Zwar lassen sich Krypto-Transaktionen technisch nicht rückgängig machen, aber mit Hilfe von Blockchain-Analysen kann der Weg der Coins nachverfolgt werden. So lassen sich Empfänger-Wallets identifizieren, und unter Umständen können rechtliche Schritte gegen diese oder verbundene Börsen eingeleitet werden.
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Kann ich meine Hausbank oder Kreditkartenfirma zur Rückzahlung zwingen?
Wenn Sie Fiat-Geld (z. B. per Überweisung oder Kreditkarte) an eine betrügerische Plattform gezahlt haben, prüfen wir, ob die Bank ihren Prüfpflichten nach dem Geldwäschegesetz nachgekommen ist. Bei grober Fahrlässigkeit kann ein Rückforderungsanspruch bestehen.
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Lohnt sich eine Strafanzeige bei ausländischen Plattformen überhaupt?
Ja. Auch wenn die Plattform ihren Sitz im Ausland hat, ermöglicht eine Anzeige die internationale Rechtshilfe, sowie europäische Fahndungen. Zudem ist sie Grundlage für spätere zivilrechtliche Ansprüche – auch gegen Vermittler, Zahlstellen oder sogenannte „Payment Agents“.
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Was ist mit sogenannten Recovery-Firmen, die mir Hilfe anbieten?
Vorsicht! Viele „Recovery Services“ sind selbst betrügerisch. Sie fordern weitere Zahlungen für angebliche Rückholaktionen – ohne echte Erfolgsaussicht. Lassen Sie solche Angebote immer erst anwaltlich prüfen, bevor Sie weiter investieren.
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Ich habe aus Scham bislang nichts unternommen. Ist es zu spät?
Nein – es ist nie zu spät, solange keine Verjährung eingetreten ist. Je früher Sie handeln, desto höher die Chancen, Beweise zu sichern, Zahlungsflüsse zu stoppen oder Dritte in die Haftung zu nehmen. Auch Mandanten, die sich erst Monate später melden, konnten erfolgreich Ansprüche durchsetzen.
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Was kostet eine rechtliche Prüfung meines Falls?
Bei uns erhalten Sie eine kostenlose Ersteinschätzung. Erst wenn wir gemeinsam entscheiden, aktiv gegen die Plattform oder Zahlungspartner vorzugehen, fallen ggf. Kosten an – transparent, fair und planbar.
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Was mache ich, wenn ich noch Zugang zur Plattform habe, aber skeptisch bin?
Gehen Sie keine weiteren Verpflichtungen oder Zahlungen ein. Machen Sie Screenshots, sichern Sie Ihre Kommunikation und lassen Sie die Plattform juristisch prüfen, bevor Sie weiter interagieren. Viele Plattformen wirken zunächst professionell, entpuppen sich aber als systematischer Betrug.